Angst- und Zwangsstörungen, Panikattacken
Jeder Mensch kennt Angst. Sie ist eine normale Reaktion auf
Stress, Sorgen oder eine Bedrohung. Über Angst wird der
Mensch körperlich und mental in Alarmbereitschaft versetzt,
um Gefahren zu erkennen und um gegebenenfalls die Flucht ergreifen
zu können, was Jahrtausende vermutlich zum Überleben
der Menschheit beigetragen hat. Auch heute erleben wir das
Gefühl vor Angst oder Sorge - in der Schule vor Prüfungen,
den Arbeitsplatz zu verlieren, vor sportlichen Wettkämpfen,
Meistens kann man mit diesen Angstgefühlen gut
umgehen. Es kann aber auch passieren, dass Ängste außer
Kontrolle geraten und unser Leben verändern.
Unter Angststörung (auch Phobische Störung) versteht
man einen Sammelbegriff für psychische Störungen,
bei denen entweder eine unspezifische Angst oder aber konkrete
Furcht (Phobie) vor einem Objekt bzw. einer Situation besteht.
Dazu gehört auch die Panikstörung mit den allgemein
bekannten "Panikattacken".
Von Angststörung betroffene Menschen haben überaus
starke Ängste vor Dingen oder Situationen, die andere
Menschen weit weniger ängstigen. Es kann so weit führen,
dass eine Bewältigung des alltäglichen Lebens massiv
beeinträchtigt ist. Wenn die Angst in ihrer Häufigkeit
und Dauer zunimmt und aus eigener Kraft nicht mehr überwunden
werden kann, besteht Behandlungsbedarf, um eine Verschlimmerung
(z.B. sozialer Rückzug, da man mögliche Angstauslöser
verhindern möchte) zu verhindern.
Die Hauptsymptome können sehr verschieden sein. In der
Regel werden aber Nervosität, Zittern, Muskelspannung,
Schwitzen, Benommenheit, Herzklopfen, Schwindelgefühl
und Atembeschwerden beschrieben.
Bei der Zwangsstörung erreichen bestimmte Handlungen
und/oder Gedanken ein derartiges Ausmaß, dass es zu
erheblichen Einschränkung im Alltag führt. Zwangserkrankungen
sind mit sich wiederholenden, penetranten oder unerwünschten
Gedanken verbunden, die zu nicht angemessener Furcht (Zwangsvorstellungen)
führen, die z.B. Sauberkeit, Körperausscheidungen
oder die Gesundheit betreffen können. Die Zwanghaftigkeit
kommt zum Ausdruck, wenn von den Betroffenen besondere Rituale
(=Zwangshandlungen, wie z.B. ständiges Waschen, Putzen,
Baden und ständiges und wiederholtes Kontrollieren, ob
etwas abgedreht oder zugesperrt wurde,
) eingehalten
werden müssen.
Zur Diagnoseerstellung müssen folgende Kriterien erfüllt
sein:
- die Angst ist der Situation erkennbar nicht angemessen
- die entsprechenden Angstreaktionen halten deutlich länger
an, als nötig wäre
- die besonders geartete Angst ist durch die Betroffenen weder
erklärbar, beeinflussbar noch zu bewältigen
- die Ängste führen zu deutlichen Beeinträchtigungen
des Lebens der Betroffenen
- die Ängste schränken den Kontakt zu fremden Menschen
ein
Formen der Angst
Generalisierte Angststörung
Angst ist eine normale Reaktion auf Stress, Sorgen oder eine
Bedrohung - wenn sie aber sehr stark ausgeprägt ist,
mindestens 6 Monate anhält, ohne, dass man sie kontrollieren
kann, obwohl klar ist, dass sie unbegründet ist, handelt
es sich um eine Angststörung. "Generalisiert"
heißt, dass die Störung durch übertriebene,
unrealistische, andauernde Besorgnisse, Ängste und Befürchtungen
bezüglich verschiedene Aspekte des alltäglichen
Lebens gekennzeichnet ist, dass etwas "Unerwünschtes"
passieren könnte.
Symptome:
- Motorische Spannung (z.B. Zittern, Muskelanspannung und
Ruhelosigkeit)
- Unkontrollierbare Übererregbarkeit, Beklemmungsgefühle,
Atembeschwerden, Schwitzen, Mundtrockenheit und Schwindel,
feuchte Hände, Herzklopfen
- Übermäßige
Wachsamkeit und erhöhte Aufmerksamkeit, ein Gefühl
der Anspannung, übermäßige Schreckhaftigkeit,
Ein- oder Durchschlafschwierigkeiten und Reizbarkeit
Schätzungen zufolge sind zwischen 5 und 7% der Allgemeinbevölkerung
von einer Angststörung betroffen und bis zu 29 % der
Menschen leiden mindestens einmal in ihrem Leben an einer
Angststörung (Baldwin, D.S. und Hirschfeld, R. M. A.,
2005). Angststörungen treten weltweit sowohl bei Männern
als auch bei Frauen auf, allerdings sind Frauen insgesamt
schwerer betroffen als Männer.
Panikstörung
Die Panikstörung ist gekennzeichnet durch wiederholt
auftretende Panikattacken. Diese speziellen Angstanfälle
sind nicht auf eine bestimmte Situation oder Objekt bezogen,
sie treten oft spontan, also nicht vorhersagbar auf. Eine
Panikattacke kann überall auftreten - in der Warteschlange
bei der Supermarktkassa, in der Kirche, im Theater oder Konzertsaal,
im Flugzeug oder im Stau auf der Autobahn und sogar zu Hause
im Bett.
Ein kurzes Unbehagen, Gedanken an ein Problem in der Familie
- und es kommt zu einem Anstieg innerer Spannung, Unruhe steigt
auf, man spürt stärker den Herzschlag,
In Verbindung mit übersteigerter Selbstbeobachtung unter
emotionalem Stress wird die Wahrnehmung körperlicher
Funktionen verfälscht. Herzklopfen - die geringste körperliche
Reaktion auf ein gedachtes Katastrophenszenario wird plötzlich
als unheimlich bedrohlich erlebt. Und schon befindet man sich
innerhalb von Sekunden oder Minuten in einem Teufelskreis
von Angst und Unkontrollierbarkeit. Dieses Phänomen erreicht
innerhalb von Minuten ihren Höhepunkt und dauert mindestens
einige Minuten. Die Betroffenen erleben Panikattacken oft
als Todesangst, da sie dahinter ein körperliches Leiden
vermuten.
Univ.-Prof. Dr. Michael Bach, Leiter der Abteilung für
Psychiatrie am LKH Steyr, beschreibt die vielfältigen
und typischen Symptome eines Panikanfalls folgendermaßen:
- Herzklopfen, Herzrasen,
- Kurzatmigkeit,
- Mundtrockenheit,
- Schwitzen, Frösteln, Nervosität,
- Beklemmung, Benommenheit, Kribbeln,
- Schwächegefühl,
- Harndrang,
- Magen-Darm-Beschwerden,
- Bauchschmerzen,
- Schwindel, Zittern,
- Übelkeit und
- die Angst, unweigerlich in Ohnmacht zu fallen (www.forumgesundheit.at).
Die genannten Symptome verstärken die bestehenden Angstgefühle,
die ihrerseits den Teufelskreis zwischen beängstigenden
körperlichen Symptomen und ausufernder Angst nur noch
beschleunigen und zur Panik eskalieren lassen.
Schwere Panikattacken können auch mit sogenannten Depersonalisations-
und Derealisationserlebnissen einhergehen. Man hat das Gefühl,
neben sich zu stehen, sich von außen zu betrachten,
und die umgebende Wirklichkeit wird als bedrohlich, fremd
und unwirklich wie in einem Film empfunden.
Besonders belastend ist im Panikanfall die Furcht vor totalem
Kontrollverlust und die Angst, verrückt zu werden, zu
ersticken oder an einer Herzattacke zu sterben. Nach ein paar
Minuten ist die Panikattacke meist vorbei, selten dauert eine
Panikattacke länger als 20 bis 30 Minuten. Betroffene
berichten aber auch über mehrere kurz aufeinanderfolgende
Anfälle mit einer Gesamtdauer von bis zu fünf Stunden.
(http://www.forumgesundheit.at/portal27/portal/forumgesundheitportal/channel_content/cmsWindow?p_tabid=4&p_menuid=63347&action=2&p_pubid=640040)
Agoraphobie (Platzangst)
Wörtlich bedeutet der Begriff Agoraphobie "Angst
vor dem Marktplatz" (Platzangst, oft fälschlich
für Klaustrophobie (Raumangst). Unter Agoraphobie versteht
man die Ängste vor bestimmten Orten oder Situationen
(z.B. Aufenthalt in Menschenmassen, öffentliche Verkehrsmittel,
Supermarkt, Fahrstühle, Theater, Alleinsein, lange Autofahrten
auf Autobahnen,
) Dabei geht es weniger um die Angst
vor dem Ort, als um die beängstigende Vorstellung, was
dort passieren könnte (z.B. in Ohnmacht fallen, "ausflippen",
...) Die Angstsymptome werden durch das Verlassen der vertrauten
Umgebung und dem Gefühl von "nicht flüchten
zu können, in der Falle zu sitzen" aktiviert. Als
Strategie zur Verhinderung der Angst werden die Plätze
oder Situationen gemieden. Agoraphobie tritt häufig in
Verbindung mit einer Panikstörung auf.
Soziale Phobie
Menschen mit sozialen Ängsten haben die Angst, in öffentlichen
Situationen zu versagen oder sich zu blamieren, von anderen
beurteilt, prüfend betrachtet und möglicherweise
kritisiert zu werden - im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu
stehen ("Beurteilungsangst"). Die Betroffenen ist
bewusst, dass ihre Ängste übertrieben oder unbegründet
sind, sie haben aber keine Kontrolle über ihr Angst-
und Vermeidungsverhalten. Körperliche Angstsymptome,
wie z.B. Erröten, Schwitzen, Zittern, Übelkeit mit
Brechreizneigung, Harn- oder Stuhldrang können auftreten.
In der Folge vermeiden die Betroffenen alle Tätigkeiten
und Situationen, in denen sie sich der kritischen Beobachtung
durch andere Personen aussetzen. Das Vermeidungsverhalten
kann so ausgeprägt sein, dass sowohl der berufliche,
als auch der private Alltag massiv beeinträchtigt sind.
Spezifische Phobien
Personen mit spezifischen Phobien beschreiben die Beeinträchtigungen
in der alltäglichen Lebensführung sehr unterschiedlich.
Diese Art von Phobie bezieht sich auf eine eng umschriebene
Angst vor bestimmten, an sich ungefährlichen Objekten
und Situationen. Häufig kann der Umgang mit den Ängsten
(z.B. vor pinnen, Hunden, Fahrstühlen oder Höhen,
) so berücksichtigt werden, dass es kaum zu Einschränkungen
kommt. Besteht allerdings eine Phobie vor Krankheiten (Aids-Phobien,
Herzphobien, etc.) erschweren die Vermeidungsrituale ein entspanntes
Leben.
Die spezifischen Phobien können in Angst vor Tieren (z.B.:
Hunden, Schlangen, Spinnen), Angst vor Blut, Angst vor geschlossenen
Räumen, Höhenangst, Flugangst oder Angst vor Ansteckung.
" Tier-Typ (z.B. Insekten, Hunde)
" Naturgewalten (z.B. Sturm, Wasser)
" Blut-Injektions-Verletzungstyp
" Situativer Typ (z.B. Fahrstuhl, Tunnel)
" und andere spezifische Phobien eingeteilt werden.
Eine alphabetische Phobien-Liste finden Sie unter: http://phobien.ndesign.de/
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